1978
Jonas Geist, Joachim Krausse, Hanspeter Krüger, Joachim Pietrzeniuk, Klaus Kürvers, Klaus Homann, Martin Kieren u.a.

KRÜNITZ-GESELLSCHAFT

Einrichtung einer gemeinsamen Studienbibliothek

 

Die nach dem Encyklopädisten Johann Georg Krünitz benannte „Gesellschaft“ war ein informeller, privater Zusammenschluss von befreundeten Kollegen, die im Frühjahr 1978 im Haus Schöneberger Ufer 65 ein gemeinsames Büro einrichteten.

Nach der Berufung von Jonas Geist zum Professor für „Theorie, Geschichte und Kritik der Architektur“ an die Hochschule der Künste (HdK) sowie dem Studienabschluss von Klaus Kürvers konnten so die an der TU über das Seminar „Berlin, Bau und Raum im Spiegel der schönen Literatur“ entstandenen Arbeitsbeziehungen fortgesetzt werden. Die „Krünitz-Gesellschaft“ verdankt ihre Existenz der Lust an der gemeinsamen Forschungsarbeit sowie der Absicht, eine neue Art von Baugeschichte zu betreiben. Diese sollte sich von der bis dahin üblichen Art der Kunstgeschichte abwenden und stattdessen den Blick mit Methoden der Sozial- und Kulturgeschichte auf den alltäglichen Gebrauch von Architektur erweitern. Die interdisziplinäre Gruppe der Encyklopädisten des 17./18. Jahrhunderts um Krünitz war dabei ein wichtiges Vorbild.

In der gemeinsamen Bibliothek arbeiteten Jonas Geist und Joachim Krausse (TU) an ihren Filmen zur Geschichte der Arbeiterwohnung, Klaus Homann und Martin Kieren mit Werkverträgen der Akademie der Künste über die Architekten Martin Wagner und Bruno Taut, Klaus Kürvers und Jonas Geist am Projekt einer Geschichte des Berliner Mietshauses sowie Ludovica Scarpa, eine befreundete Kunsthistorikerin aus Venedig, an ihrer Dissertation über den Berliner Stadtbaurat Martin Wagner.

Außerdem wurde hier zusammen mit Studenten der TU und der HdK das 1976 an der TU begonnene Literaturseminar fortgesetzt, die topografischen, thematischen und historischen Karteien und Sammlungen ergänzt und die wöchentlichen Stadtwanderungen vorbereitet. Die wichtigsten Arbeitsmittel waren Schreibmaschinen und ein Kopierer. Gemeinsam wurde weiterhin das Ziel der Gründung eines kulturwissenschaftlichen Forschungsschwerpunktes als Institut der HdK verfolgt.

Das Büro der „Krünitz-Gesellschaft“ (so der Name auf dem Schild der Türklingel) hatte kein Sekretariat, war jedoch täglich, oft bis spät abends, besetzt und funktionierte als Treffpunkt. Es war keine universitäre Einrichtung, sondern eher ein privater „Salon“, eine „wissenschaftliche Wärmestube“.
Nach zwei Jahren wurden die inzwischen erweiterten Räume der „Krünitz-Gesellschaft“ offiziell von der Hochschule der Künste übernommen und dem neugegründeten „Forschungsschwerpunkt für Theorie und Geschichte von Bau, Raum und Alltagskultur“ als Arbeitsort zugewiesen. Die bis dahin gewachsenen Freundschaften und Arbeitsbeziehungen blieben jedoch auch weiterhin bestehen.


Arbeitsergebnisse